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Studie zu Rohstoffbedarf in Baden-Württemberg
Der wachsende Rohstoffverbrauch weltweit verschärft die sozialen, ökologischen und menschenrechtlichen Probleme entlang der globalen Rohstofflieferketten. Doch wie hoch ist der Rohstoffbedarf eines Landes wie Baden-Württemberg und welche Schlussfolgerungen ergeben sich daraus? Diese Fragen soll eine wissenschaftliche Studie beantworten
Die Studie
Die Studie „Rohstoffbedarf Baden-Württemberg: Analyse, Risikobewertung und Zukunftskonzepte“ soll in einem ersten Schritt einen Überblick liefern über den Rohstoffverbrauch und -bedarf in Baden-Württemberg. Darauf aufbauend soll sie ermitteln, welche Menschenrechtsverstöße und Umweltzerstörungen der Abbau und die Verarbeitung dieser Rohstoffe mit sich bringt. Mit diesen wissenschaftlichen Ergebnissen kann die Studie als Grundlage dienen, um Politik, Unternehmen und die breite Bevölkerung auf die Notwendigkeit einer Rohstoffwende aufmerksam zu machen und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die Studie wird gemeinschaftlich vom Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg (DEAB), der Werkstatt Ökonomie und dem ifeu-Institut Heidelberg durchgeführt und vom Umweltministerium Baden-Württemberg finanziert.
Die Studienpartner
- Das ifeu forscht und berät weltweit zu allen wichtigen Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen. Es zählt zu den bedeutenden ökologisch ausgerichteten Forschungsinstituten in Deutschland.
- Die Werkstatt Ökonomie setzt sich seit über 40 Jahren für wirtschaftliche, soziale und ökologische Gerechtigkeit weltweit ein.
- Der Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V. (DEAB) ist das größte zivilgesellschaftliche Landesnetzwerk in Deutschland und engagiert sich seit 50 Jahren für globale Gerechtigkeit und Solidarität.
Erste Ergebnisse:
- Hoher Rohstoffbedarf in BW
- die wichtigsten metallische Rohstoffe
Die ersten Ergebnisse der Studie „Rohstoffbedarf Baden-Württemberg: Analyse, Risikobewertung und Zukunftskonzepte“ zeigen die besondere Verantwortung des Landes. Während der Materialeinsatz von Metallerzen auf Bundesebene im Jahr 2021 durchschnittlich bei 1,5 Tonnen pro Person liegt, beträgt er in Baden-Württemberg 3,2 Tonnen pro Person und ist damit, relativ zur Bevölkerung, mehr als doppelt so hoch. Bedingt durch die fortschreitende Energiewende und die Digitalisierung ist in Baden-Württemberg zukünftig eine weitere starke Zunahme von Metallimporten zu erwarten. Denn metallische Rohstoffe wie Kupfer, Lithium oder Kobalt sind zentral für den Bau von Solaranlagen, Batterien für Elektroautos oder Windkraft. Das zeigt sich in Baden-Württemberg besonders in der Transformation der Autoindustrie. Diese ist mit einem Umsatz von 31% (2021) des verarbeitenden Gewerbes der mit Abstand wichtigste Wirtschaftszweig des Landes, gefolgt vom Maschinenbau mit knapp 19%. Während im Jahr 2025 in Baden-Württemberg noch mit 300.000 Neuzulassungen für Verbrenner-Autos und nur 150.000 E-Autos gerechnet wird, sollen im Jahr 2035 die Neuzulassungen für Verbrenner-Autos bei null und die Neuzulassungen für E-Autos bei 400.000 liegen. Für die Batterieproduktion dieser Autos wird dann eine große Menge an Lithium, Kobalt und Nickel benötigt. Für die umfangreiche Elektronik wird auch die Nachfrage nach Kupfer stark steigen. Erste Ergebnisse zeigen, dass der Bedarf an Metallen in Baden-Württemberg bereits in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist. Allein von 2010 bis 2021 hat der direkte Materialeinsatz von metallischen Rohstoffen um 284% zugenommen! Das ist besonders beachtenswert, da die Wachstumsraten anderer Materialkategorien, wie beispielsweise fossile Energien oder nicht metallische Rohstoffe im gleichen Zeitraum nur um 7-8% gestiegen sind.
Die wichtigsten Metalle
Die ersten Ergebnisse der Studie „Rohstoffbedarf Baden-Württemberg: Analyse, Risikobewertung und Zukunftskonzepte“ liegen nun vor: Fünf Metalle wurden als besonders wichtig für die Energiewende und die baden-württembergische Industrie identifiziert: Kupfer, Bauxit, Kobalt, Wolfram und Lithium. Wir stellen die fünf Metalle vor:
- Kobalt (Co): Graues, glänzendes Schwermetall, das in Verbindung mit Aluminium und Sauerstoff das sogenannte Kobaltblau bildet. Kobalt erzielt in Lithium-Ionen-Batterien eine hohe Energiedichte und macht Akkus leistungsfähiger. Kobalt ist sehr selten. Höhere Vorkommen finden sich in Minen der Demokratischen Republik Kongo. Viele sind in der Hand chinesischer Unternehmen.
- Kupfer (Cu): Rotes Metall, das bereits im Altertum gewonnen wurde. Es besitzt antibakterielle Eigenschaften, deshalb genutzt für Tassen, Kannen, Wasserleitungen. Seine hervorragende Leitfähigkeit macht es unverzichtbar für elektronische Geräte sowie für Netzausbau und Stromspeicher. Kupfer ist reichlich vorhanden, die Kupferressourcen weltweit werden geschätzt auf rund 5 Mrd. Tonnen. Es befindet sich v.a. in den obersten tausend Metern der Erdkruste Das wichtigste Abbauland ist aktuell Chile.
- Lithium (Li): Lithium ist das leichteste Metall der Erde, hochreaktiv und entzündlich. Lithium ist ein hervorragender Wärme- und Stromleiter, weshalb es wichtiger Bestandteil von Batterien und Akkus ist. Es ist nicht so selten wie Kobalt. Vorkommen in Verbindung mit Salzen, z.B. in Ozeanen. Gewonnen wird es in Australien und in Salzseen, insbesondere in Chile. Weniger bedeutende Lithiumvorkommen gibt es auch in Europa, v.a. im Norden Finnlands, aber auch im Rheingraben in Baden-Württemberg.
- Wolfram (W): Wolfram ist ein weißglänzendes Schwermetall hoher Dichte. Es besitzt den höchsten Schmelzpunkt aller Metalle. Für Hochtemperaturanwendungen in Energie- und Lichttechnik ist es unverzichtbar. In Verbindung mit Kohlenstoff als Wolframcarbid besitzt es diamantähnliche Härte und bildet die Basis moderner Schneide- und Bohrwerkzeuge, z.B. für Metall-, Stein- oder Kunststoffbearbeitung. Wichtiger Produzent ist China.
- Bauxit: Bauxit ist ein rotbraun bis weißes Mineralgestein, das Aluminium in Form von Aluminiumoxid enthält. Bauxit kommt vor allem in tropischen und subtropischen Regionen vor, meist in horizontalen Schichten nahe der Erdoberfläche. Es ist reichlich vorhanden. Aus etwa 95% des abgebauten Bauxits wird Aluminium produziert, aus dem u.a. Automobilteile, elektrische Leitungen, Flugzeugkomponenten, Verpackungsmaterialien hergestellt werden. Wichtigste Abbauländer sind Guinea, Australien und China.
Kontakt: Felix Roll, Eine-Welt-Fachpromotor für nachhaltige öffentliche Beschaffung und Unternehmensverantwortung, Werkstatt Ökonomie (felix.roll@woek.de)
