Oikocredit: "Covid 19 in Indien- ein Subkontinent steht still"

Sarah Gekeler aus dem Oikocredit Förderkreis Baden-Württemberg Vorstand berichtet über die Situation in Indien.

Mit Indien bin ich eng verbunden – persönlich und beruflich. Gemeinsam mit meinem Mann leite ich ein gemeinnütziges deutsch-indisches Unternehmen, das im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit junge Entrepreneure berät. Daher bekomme ich auch die aktuellen Corona-Entwicklungen in Indien hautnah mit.

Als Mitglied im ehrenamtlichen Vorstand des Oikocredit Förderkreises Baden-Württemberg schaue ich nochmals aufmerksamer auf die aktuellen Entwicklungen von Covid-19 in Ländern des Globalen Südens. Mit fast 175 Mio. Euro – etwa 16% der gesamten Anlagegelder - hat Oikocredit in Indien das meiste Geld investiert. Dort hat sich das wirtschaftliche Leben in den letzten Wochen extrem verändert.

Ein Land wird heruntergefahren

Als ich Mitte März mit einem der letzten regulären Flüge von Kalkutta nach Deutschland kam, war in Indien noch „business as usual“. Nur wenige Tage später verhängte die indische Regierung eine landesweite Ausgangssperre.  Die Inder*innen sollten ihre Wohnungen nicht mehr verlassen. Seither steht der Subkontinent mit rund 1,4 Milliarden Menschen – was einem Fünftel der Weltbevölkerung entspricht – still. Trotz vergleichsweise geringer Infektionsraten war dieser drastische Schritt wichtig. Das indische Gesundheitssystem wäre einer exponentiellen Infektionsrate einfach nicht gewachsen, denn nur 1% Infizierte entsprechen schon fast 14 Millionen Menschen.

Oikocredit stützt kleinbäuerliche Landwirtschaft in Indien. Solarbetriebene Bewässerungsanlagen werden immer wichtiger.

Durch den Shutdown der Wirtschaft, die überwiegend informell organisiert ist, verloren jedoch Millionen von Menschen ihre Einkommensquelle und somit das Geld für ihr täglich Brot und ihre Miete. Wanderarbeiter*innen, die aus den großen Städten zurück in ihre Heimatdörfer wollten, hatten zum Beispiel ein Problem. Züge fuhren nicht mehr, an den Busbahnhöfen drängten sich Menschenmassen. Soziale Abstandsregeln? Fehlanzeige. Auch mache ich mir Sorgen darum, wie es um die besonders Schutzbedürftigen bestellt sein wird: Menschen, die auf der Straße leben, Kinder, deren einzige Mahlzeit das Schulessen ist, Kleinbäuer*innen, denen das Geld fehlt, um Ende April die neue landwirtschaftliche Saison zu beginnen.

Lösungsansätze im Kleinen

Unterstützung tut not. Durch unsere Arbeit können mein Mann und ich gezielt und lokal helfen. Mit dem Deutschen Generalkonsulat in Kalkutta haben wir beispielsweise eine „Community Kitchen“, also eine Art Gemeinschaftsküche, zur Versorgung der ländlichen Bevölkerung ins Leben gerufen. Anderswo nähen Kleinbäuerinnen, mit denen wir eng zusammenarbeiten, wiederverwendbare Atemmasken und verteilen Desinfektionsmittel. Auch Oikocredit ist nicht untätig. So hat Maanaveeya, die indische Oikocredit Tochter, zwei Millionen Indische Rupien (ca. 24.000 Euro) an einen regionalen Corona-Hilfsfonds gespendet, der Maßnahmen gegen die Virusausbreitung finanziert. Diese kommen vor allem auch einkommensschwachen Familien zu Gute.

All das ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, doch er gibt mir Hoffnung, dass man in jeder Situation anderen Menschen helfen kann. Es ist klar, dass viele Menschen in Indien auch künftig Unterstützung benötigen werden, um die wirtschaftlichen Folgen der Ausgangssperre zu bewältigen. Hier bedarf es langfristiger Unterstützung, die nachhaltige, wirtschaftliche Perspektiven schafft. Das macht Oikocredit seit seiner Gründung und wird auch in Indien sicher ein wichtiger Partner für viele Unternehmen sein.

Bericht von Sarah Gekeler von Oikocredit. 

Erstmals erschienen als Blogpost auf Oikocredit.

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Originaler Post auf Oikocredit