Pressemitteilung "Afrika im Blick" - nur mit uns!

 Stuttgart. Soll die Initiative der Landesregierung „Afrika im Blick“ erfolgreich sein, braucht es eine größere Afrika-Kompetenz in Baden-Württemberg. Dazu müssen Strukturen ausgebaut, migrantische Experten gehört und finanzielle Mittel erhöht werden.

Das machte die 10. Entwicklungspolitische Herbstkonferenz Baden-Württemberg des Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg, DEAB, deutlich. Sie fand unter dem Titel „Afrika im Blick – wie engagiert sich Baden-Württemberg in den nächsten Jahren?“ am 10. Dezember 2019 in Stuttgart statt. Auf der Grundlage des Gutachtens „Afrika im Blick“ des Arnold-Bergstraesser-Instituts diskutierten rund hundert Akteure aus Politik und Zivilgesellschaft die Frage, wie die Beziehungen zwischen Baden-Württemberg und Afrika in Zukunft gestaltet werden können.

 „Wir brauchen ein differenziertes Afrikabild. Denn noch immer prägen die drei großen K – Krisen, Katastrophen, Krankheiten – das Bild von Afrika in den Medien. Aber Afrika ist ein heterogener Kontinent“, so Ministerin Theresa Schopper, Staatsministerium Baden-Württemberg. Das Arnold-Bergstraesser-Institut habe die Beziehungen aus Baden-Württemberg nach Afrika in einem wissenschaftlichen Gutachten zusammengestellt, analysiert und daraus Empfehlungen abgeleitet. „Damit haben wir nun eine gute Entscheidungsgrundlage für unser weiteres Vorgehen und es gilt zu prüfen, ob, wie und in welcher Reihenfolge wir die Empfehlungen angehen“, so Schopper. Die Expertise des DEAB sei hier willkommen. Insbesondere bei Aspekten wie Bildung, Wissenschaft und Kultur gehe es auch immer um Inhalte, die in Baden-Württemberg vermittelt würden.

 „Es muss eine neue Afrika-Kompetenz aufgebaut werden, mit Faktenwissen zum Kontinent als auch kritischer Auseinandersetzung unserer historischen und aktuellen Beziehungen. Dazu brauchen wir die Kompetenzen von Experten in und aus afrikanischen Ländern, um unseren eurozentrischen Blickwinkel zu erweitern“, betonte Claudia Duppel, Geschäftsführerin des Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg. Von herausragender Bedeutung sei die im Gutachten vorgeschlagene Kernmaßnahme zur Bildung. Sie forderte, sowohl die Bildung für Nachhaltige Entwicklung als auch Globales Lernen und Schulpartnerschaften finanziell und strukturell zu fördern.

 „Baden-Württemberg hat eine große entwicklungspolitisch aktive Zivilgesellschaft“, so Duppel. Die Bandbreite der Aktivitäten reiche vom Fairen Handel über Bildungs- und Kampagnenarbeit, Freiwlligendienste und Austauschprogramme bis zu langfristigen Projektpartnerschaften. Es brauche jedoch mehr Fördergelder und eine bessere Vernetzung. „Eine landesweite Datenbank bzw. Portal zu entwicklungspolitischen Kooperationen könnte einen deutlichen Mehrwert erbringen“.

 Die große Expertise der in Baden-Württemberg lebenden Migranten betonte Paulino Miguel, Forum der Kulturen Stuttgart. „Die Herausforderung der Stunde auch für Baden-Württemberg ist es, Migranten und Diasporagemeinschaften mit all ihren Potenzialen als Mitgestalter sichtbar zu machen“. Er forderte, die zahlreichen Partnerschaften, von Städte- bis hin zu Projekt- und Themenpartnerschaften stärker zu unterstützen. Es gelte, Fehler der Vergangenheit zu vermeiden, bei denen falsch angesetzte Partnerschaftsarbeit gute Projekte vor Ort zunichtemachte und sogar existenzbedrohend war, weil lokale Initiativen nicht eingebunden waren. Miguel forderte, die afrikanische Diaspora stärker einzubeziehen: „Partnerschaftlich und auf Augenhöhe sollten die Menschen eingebunden werden, die sich schon seit Jahren engagieren, die durch überwiegend ehrenamtliche Tätigkeiten ihren Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land leisten und die durch ihre fachliche Kompetenz als Brückenbauer dienen können.“

 „Es geht nicht nur um die Partnerschaft mit Afrika, sondern vor allem auch um die Partnerschaft mit den Akteuren vor Ort hier in Baden-Württemberg“. Dies machte Matilda Freda Marful, CLEAN AFRICA e.V., DEAB-Vorstand, deutlich. Sie betonte die Notwendigkeit eines Engagements mit Afrika, denn es gäbe viele globale Zusammenhänge. „Wir wollen effektiv sein, wir wollen globale Gerechtigkeit fördern und das möglichst partnerschaftlich. Nur so können wir eine zukunftsfähige baden-württembergische "Initiative für Afrika“ gestalten. Wir haben viele Experten afrikanischer Herkunft in Baden-Württemberg. Nutzen wir das Potential, das wir hier haben!“

 Die entwicklungspolitischen Sprecher von Fraktionen im Landtag, Nicolas Fink, MdL, Fraktion SPD, und Andrea Schwarz, MdL, Fraktion Grüne, begrüßten das bereits vorhandene Engagement der Zivilgesellschaft. „Lassen Sie uns die Studie nutzen, um in Baden-Württemberg zu lernen!“, so Fink.  Schwarz nahm den Bereich Bildung in den Blick: „Wir haben das Globale Lernen und die Bildung für Nachhaltige Entwicklung in die Hochschulen gebracht und setzen auf das neue Lehrpersonal, um das Thema in alle Schulen zu bringen.“  Und weiter: „Ich verstehe Entwicklungszusammenarbeit als Kooperation auf Augenhöhe und ich verstehe darunter nicht, gambische Geflüchtete abzuschieben und dann ein Berufsbildungszentrum dort zu bauen.“ 
 

Kontakt für Rückfragen:

Claudia Duppel, Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg, DEAB e.V., Geschäftsführerin,

0711-66 48 73 60, claudia.duppel*@deab.de