Neuntklässler der GWRS Sulgen starten Projekt zum Thema „Fair Trade”

Die Themen Nachhaltigkeit und Umwelt wurden in den letzten Jahren an der Grund-und Werkrealschule Sulgen immer wieder aufgegriffen.  Vergangene  Projekte, wie der  Besuch auf einem demeter-Hof, die Teilnahme an den Ernährungswochen der Christoph-Sonntag-Stiftung, plant-for -the-planet-Aktionen in Zusammenarbeit mit dem JUKS³ u.w., kamen bei Schülerinnen und Schülern immer wieder gut an. So startete auch die diesjährige 9b der Werkrealschule Sulgen ein Projekt zum Thema fair trade.

Unter dem Motto „Fair macht Schule“ fanden Ende September zwei Aktionstage mit dem Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg statt. Sozial- und Umweltstandards, nachhaltiger Konsum und fairer Handel wurden dabei genauer unter die Lupe genommen.

Unter der Leitung  von Referentin Barbara Singler starteten die Jugendlichen am ersten Tag inhaltlich in die Thematik.  Anhand verschiedener Methoden wurden die Jungen und Mädchen aktiv einbezogen. Informative und kurzweilige Videoclips, verschiedene Texte, Fragen, Spiele und Gruppenarbeiten erleichterten den Zugang in die Materie.

Die Kehrseite der  Produktvielfalt aus aller Welt wurde an den Beispielen Natursteine, Nahrungsmittel (Kakao)und Textilien erarbeitet. Tief betroffen trugen die Schülerinnen und Schüler ihre Ergebnisse über menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, Kindersklaverei und fehlender Schulbildung zusammen, setzten sich mit der Bedeutung Fairen Handels auseinander und reflektieren das eigene Kaufverhalten.

Der zweite Tag begann im Rathaus Schramberg.  Zu Gast, als Ansprechpartner der Steuerungsgruppe fair trade town Schramberg, berichtete Albert Risch eindrucksvoll aus eigenen langjährigen Erfahrungen und Projekten und beantwortete die Fragen der Schülergruppe. Darauf folgend starteten die Jugendlichen in eine Stadtralley. In kleinen Gruppen wurden Fach-und Einzelhändler mit Fragen zur Beschaffung und Herkunft ihrer Artikel konfrontiert. Auch Passanten in der Fußgängerzone wurden zu ihrem Kaufverhalten befragt.

Mit einer lebendigen Frage- und Diskussionsrunde im Rathaus ging es weiter. Mehrere Ehrenamtliche und Mitarbeiter der Stadt berichteten aus ihrer Arbeit, ihren Erfahrungen, ihren Zielen und Perspektiven für die Stadt Schramberg.

Nach kurzer Vorstellungsrunde erzählten die Schülerinnen und Schüler von ihrer Betroffenheit: „Kinder werden verschleppt um als günstige Arbeitskraft zu dienen ∙ Menschen sind krebserregenden Chemikalien ausgesetzt, damit wir ausgeblichene Jeans tragen können ∙ Schafe bekommen ein ätzendes Mittel übergekippt, weil diese Methode der Wollgewinnung günstiger ist, als Arbeitskräfte zum Scheren einzusetzen.“

Überraschend für die Jugendlichen war zudem die Erfahrung in der Fußgängerzone. Nicht viele Bürgerinnen und Bürger wussten um die Missstände Bescheid, auch Logos und Siegel von fair trade waren nicht immer bekannt.

In den einzelnen Geschäften sah es besser aus.  In Lebensmittelläden und Drogerien entdeckten die Jugendlichen Fair Trade Produkte, andere Fachhändler stellte Artikel vor, die nicht aus Kinderarbeit stammten.

Kritisch hinterfragt wurden ebenso die Beschaffungsmaßnahmen der Stadt. Positive Beispiele konnten benannt werden. Der Einkauf bei hier ansässigen Herstellern wie Schneider Schreibgeräte und der Entschluss des Gemeinderats über den Kauf von in Europa hergestellten Steinen für den Rathausplatz, kam  bei der Klasse 9b gut an.

Fazit der beiden Tage: Nicht nur die Schülerinnen und Schüler, auch viele Erwachsen wissen viel zu wenig über die Bedingungen bei der Herstellung von Produkten und wie stark sich Werbung auf unser Verlangen nach Mehr und Besser auf unseren Konsum auswirken.
Nach diesen beiden Tagen hat sich jedoch klar abgezeichnet, dass wir als Verbraucher es vor Ort  selbst in der Hand haben und mitwirken können. Gerne mal regional und saisonal  einkaufen. Gerne mal beim Bauern nebenan. Gerne auch mal ein paar Cent mehr ausgeben für die Milch zur Erhaltung der Milchbauernhöfe. Textilien im Second-Hand-Laden erwerben und nicht alle Jahre gleich ein neues Handy, sind einige von den Jugendlichen gesammelte Beispiele.

Die Umsetzung ist schwer. Doch ein Ausblick in die Zukunft ist da. Kein Versprechen, doch das Interesse der Schülerinnen und Schüler, Berührtheit und Ideen sind vorhanden.

(Bericht der Grund- und Werkrealschule Sulgen)