FAIR macht Schule: Dokumentation und Evaluation 2014 – 2016

Genau hinschauen, nachfragen, in Dialog treten: Bei den Aktionstagen „FAIR macht Schule!“ werden Schülerinnen und Schüler vor Ort aktiv und blicken – ganz im Sinne des Globalen Lernens – über den Tellerrand des eigenen Konsumverhaltens in ihre Schule, Kommune und die Welt hinaus. Bei den Aktionstagen geht es um Sozial- und Umweltstandards in weltweiten Lieferketten – Themen sind nachhaltiger Konsum, Fairer Handel, nachhaltige kommunale Beschaffung sowie (politische) Handlungsmöglichkeiten für menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen weltweit.

Das Thema der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung erscheint auf den ersten Blick recht sperrig, gerade auch im Hinblick auf die Bildungsarbeit an Schulen. Als Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg (DEAB) arbeiten wir schon seit 2008 im Bereich der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung mit Kommunen und seit 2012 auch gezielt mit Schulen im Globalen Lernen. Inspiriert durch ein ähnliches Projekt, das das Entwicklungspolitische Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz – ELAN bereits seit 2008 erfolgreich umsetzt, fühlten wir uns ermutigt beides zu verknüpfen und starteten im Juni 2014 mit „FAIR macht Schule!“ in Baden-Württemberg.

Am ersten der beiden Aktionstage erkunden die Schüler*innen den weiten Weg von Produkten wie Textilien, Kaffee und Natursteinen, lernen Perspektiven von Produzent*innen in den Ländern des „Globalen Südens“ kennen und analysieren Zusammenhänge zwischen unserem Konsumverhalten hier in Deutschland und Lebens- und Arbeitsbedingungen weltweit. Bei der Stadtrallye am zweiten Tag schwärmen die Schüler*innen in ihrer Kommune und/oder Schule aus und befragen Mitarbeiter*innen der Schulmensa, den Einzelhandel, Passant*innen in der Fußgängerzone und Vertreter*innen der Kommune. Bei „FAIR macht Schule!“ steht dabei auch immer im Mittelpunkt, welche Handlungsmöglichkeiten es gibt für mehr Gerechtigkeit und menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen in weltweiten Lieferketten. Die Schüler*innen bringen ihre Anliegen bei den verschiedenen Dialogpartner*innen ein und entwickeln Ideen, was sie in Zukunft gerne für eine nachhaltige Entwicklung tun können und wollen – nicht nur als kritische Konsument*innen, sondern auch als Akteur*innen ihrer Schule und Kommune.

Überrascht hat die teilnehmenden Schüler*innen, wie wenig viele Verkäufer*innen der großen Modeketten darüber wussten, wo und unter welchen Bedingungen die verkaufte Ware produziert wird. Ganz andere Erfahrungen machten sie in den Weltläden vor Ort: Dort gaben die Mitarbeiter*innen Auskunft über den Fairen Handel und erklärten, was die Weltläden so besonders macht. Bei den Gesprächen im Rathaus stand jeweils der/die Bürgermeister*in bzw. Vertreter*innen der Kommune den Schüler*innen Rede und Antwort – sie erfuhren, welche Produkte die Kommune einkauft und ob und inwiefern dabei auf die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards geachtet wird. Dabei konnten die Schüler*innen bereits einiges anstoßen: In Ettenheim zum Beispiel wird der Kaffee inzwischen ausschließlich aus Fairem Handel beschafft, bei der Stadt Müllheim signalisierte Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich, dass sie das Thema fairer Einkauf in den eigenen Reihen thematisieren und eventuell auch die Anpassung der Selbstverpflichtungen im Anhang bei öffentlichen Ausschreibungen anstoßen wollen.

Die Evaluation am Ende der ersten Projektphase zeigt: Das Engagement aller Beteiligten hat sich durchaus gelohnt. Wir danken allen ganz herzlich, dieses Projekt ermöglicht zu haben! Wir hoffen, sie mit dieser Dokumentation in ihrem Engagement zu bestärken und auch andere anzuregen, im persönlichen Umfeld, in Schulen und Kommunen für eine zukunftsfähige Welt aktiv zu werden.